14. Spieltag: Hamburger SV - Eintracht Braunschweig

Auf dem Papier steht eine fast unlösbare Aufgabe - deren Beschreibung ich mit einer persönlichen Anekdote beginnen möchte:

Im August 1981 erlebte ich mein erstes Auswärtsspiel der Eintracht. Frisch wiederaufgestiegen in die Bundesliga ging es zum Vize-Meister und späteren Titelträger Hamburger SV.

Nach 6 Minuten trauten wohl alle ihren Augen nicht, als Zavisic die Eintracht in Führung schoss. Und obwohl der HSV noch in Halbzeit 1 das Spiel drehte, gelang Bruns (seines Zeichens eigentlich Vorstopper mit reinen Zerstörerqualitäten) sogar noch das 2:2.
Am Ende stand ein 4:2-Sieg des HSV, zweifacher Torschütze war ein gewisser Horst Hrubesch (erwähnt sei nur, dass u a Beckenbauer, Kaltz und Magath damals auch auf dem Platz standen).

4:2 hieß es auch in der vergangen Saison im Volkspark, als die Rollen in etwa ähnlich verteilt lagen. Kaufmann und Wiebe trafen zum zwischenzeitlichen 1:2 bzw. 2:3 aus Eintracht-Sicht.

In beiden Spielen (damals wie zuletzt) zeigte sich die Eintracht wehrhaft aber unterlegen. Wehrhaft in Form von je zwei eigenen Toren, unterlegen was die spielerische Klasse und die Spielanteile auf dem Feld anging.

Beide Faktoren dürften auch jetzt für den HSV sprechen - aber als wehrhaft hat sich die Eintracht unter Scherning immerhin zuletzt wieder gezeigt. Sei es beim dramatischen 3:2 gegen Osnabrück dank Last-Minute-Ermin, oder beim 2:1-Testspielerfolg gegen Tabellenführer St. Pauli.

Schafft es Eintracht diesmal, die Abwehr gegen den HSV besser zusammenzuhalten, dann ist vielleicht eine kleine Überraschung (sprich Punktgewinn) drin. Optimistisch darf einen machen, dass Scherning offenbar dabei ist, das unter Schiele kultivierte schnelle Umschaltspiel wiederzubeleben.

Genau das könnte das Mittel gegen einen immer hoch stehenden HSV sein: Hinten sicher stehen, den Gegner nicht zu spät anlaufen und bei Ballgewinn überfallartig nach vorne spielen. Interessant dürfte sein, wie Eintracht mit eigenem Ballbesitz agiert, weil das Spiel hinten raus weiterhin zu ungenau und fehleranfällig ist.

Wie die Lage personell ist, wird sich (Stand jetzt am Montag) noch im Laufe der Woche zeigen. Zuletzt waren bis auf Ujah alle einsatzfähig. Wie Gomez, Ivanov und Amyn von ihren Länderspielreisen zurückkommen, dürfte auch ein wichtiger Faktor sein. Immerhin haben sich offenbar Ihorst und Philippe im Testspiel hervorgetan, sie sind sicher eine Startelf-Konkurrenz für Krüger und Kaufmann. Meine Wunschaufstellung werde ich im Laufe der Woche zusammenschustern, wenn klar ist, wer zur Verfügung steht.

Bei den Hamburgern dürfte Ex-Einträchtler Immanuel Pherai auflaufen. Er hat zwar bisher Anlaufschwierigkeiten, auch wegen einiger kleinerer Verletzungspausen. Weil aber mit Reis und womöglich auch Bénes ein bis zwei starke Konkurrenten im Mittelfeld ausfallen, könnte Pherai dort zusammen mit Öztunali zum Einsatz kommen.
Fehlen werden dem HSV außerdem Kapitän Schonlau und die gesperrten Hadzikadunic und Vuskovic.

Mit Glatzel hat der HSV den derzeitigen Top-Torjäger und -Scorer der zweiten Liga in seinen Reihen. Er hat im Januar auch zwei der vier Treffer gegen die Eintracht erzielt und ist mit seiner Kopfballstärke wohl das, was früher Hrubesch war....

Ich hoffe jedenfalls auf einen länger anhaltenden Scherning-Effekt - auch wenn ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass der Hamburger SV eine irre Heimmacht ist: Alle sechs Spiele haben die Hanseaten zuhause gewonnen, bei 15:3 Toren.
Und die Eintracht ist mit null Zählern in der Fremde das schlechteste Auswärtsteam.

Der BTSV hat also so gesehen keine Chance - möge die Mannschaft sie ergreifen .

Ich wünsche allen Blaugelben eine gute und sichere Anreise. Und diesmal bitte nicht wieder so viel Chaotentum wie im Derby. Als in Hamburg wohnhafter Löwe werde ich natürlich vor Ort sein.

Alles andere als eine Niederlage wäre eine faustdicke Überraschung - aber sowas muss es ja auch geben!
This contribution was last edited by Elbloewe on Nov 20, 2023 at 11:48 AM hours